Buchungszeit von 25 Stunden abschaffen
„Wenn wir ein flexibles und bedarfsgerechtes Betreuungsangebot schaffen wollen, müssen wir zumindest die Buchungszeit von 25 Stunden endlich abschaffen“, sagt Heinz-Josef Kessmann, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Münster. Er tritt heute gemeinsam mit der sozialpolitischen Beauftragten der Diakonie RWL, Helga Siemens-Weibring, für die Freie Wohlfahrtspflege NRW im Landtag als Experte auf.
Mehr Geld nötig
Vor allem die Buchungszeit von 25 Stunden biete kaum Flexibilität, da in der Kita auch nur für diese Zeit Personal finanziert werde, betonen die beiden Kita-Experten. Anders sieht es bei einer Buchungszeit von 45 Stunden aus. Innerhalb dieses Zeitfensters können Eltern flexibler entscheiden, wann sie ihr Kind bringen und abholen. „Es ist sinnvoll, dieses Buchungsmodell auszubauen. Aber dafür muss mehr Geld ins System“, fordert Kessmann.
Verantwortung der Arbeitgeber/-innen
Siemens-Weibring sieht beim Thema flexible Öffnungszeiten, die Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, auch die Arbeitgeber/-innen in der Pflicht: „In der Diskussion steht immer die unzureichende Betreuungssituation in den Kitas im Vordergrund. Die Verantwortung der Arbeitgeber/-innen für die zunehmend familienunfreundliche Flexibilisierung der Arbeitszeiten kommt nur am Rande vor.“ Die Politik müsse stärker auf die Wirtschaft einwirken, damit der Arbeitsmarkt in Deutschland tatsächlich familiengerechter werde, fordert sie.
Passende Arbeitszeitmodelle und verlässliche Betreuung
Siemens-Weibring sieht Unternehmen in der Pflicht, für ihre Mitarbeitenden mit Familie passende Arbeitszeitmodelle zu entwickeln und sich auch für eine gute und verlässliche Betreuung zu engagieren. Sie sollten sich stärker an der Finanzierung von Kindergartenplätzen im eigenen Betrieb oder in Kitas am Firmenstandort beteiligen. So könnten mehr der dringend benötigten Kitaplätze in NRW entstehen.
Familienfreundliche Arbeitszeiten
Mit Blick auf das Wohl der Kinder müssten Regelungen geschaffen werden, die eine Betreuung des Kindes über neun Stunden täglich begrenzten, ergänzt Kessmann. Einzelfälle müssten gesondert geregelt werden, jedoch immer mit Blick auf das Kindeswohl. „Wenn wir über flexible Öffnungszeiten reden, sollten wir bedenken, was Eltern und Kinder wirklich wollen und dazu gehört es, mehr Zeit miteinander zu verbringen.“ Dafür sei es wichtig, nicht nur starre Betreuungsmodelle aufzulösen, sondern auch familienfreundlichere Arbeitszeiten zu schaffen.